Heinrichsfest in Bamberg
Das Heinrichsfest in Bamberg, dem „deutschen Rom“, erinnert jährlich am zweiten Juliwochenende an den Bistumsgründer, Kaiser Heinrich II., der am 13. Juli 1024 starb. Die Stadt Bamberg verdankt ihren Beinamen der Tatsache, dass die „geistliche“ Stadt auf sieben Hügeln liegt. Von Süd nach Nord fallen steil hinab: Stephansberg, Kaulberg, Domberg, Jakobsberg, Michelsberg, Abtsberg und die Altenburg.
Kaiser Heinrich II., Sohn des bayerischen Herzogs Heinrichs, genannt der „Zänker“, schenkte seinen Lieblingsaufenthalt Bamberg seiner jungen Frau, Kunigunde von Luxemburg, als Heiratsgut. Darüber hinaus fasste er den Plan, sein eigenes Bistum zu errichten, um an der deutschen Ostgrenze die religiöse und politische Lücke des Reiches durch Schaffung einer reichstreuen kirchlichen Macht zu sichern. Später wurde das Bistum direkt dem Papst unterstellt und erhielt dadurch eine einmalige Stellung unter den deutschen Diözesen.
Das diesjährige Heinrichsfest, an dem die Confratres des Deutschen Ordens, die Grabesritter und die Malteserritter teilnahmen, fand auf Grund der starken Regenfälle nicht wie gewohnt auf dem Vorplatz statt, sondern im gut gefüllten Dom.
„Kaiser Heinrich hat sich in seinem Handeln immer Gott gegenüber verantwortlich gefühlt, dadurch wurde er zum Hoffnungszeichen bis heute. Im aktuellen Heiligen Jahr geht er uns als Pilger der Hoffnung voran“, sagte Erzbischof Herwig Gössl, der in seiner Predigt zwei innenpolitische Themen in den Fokus der Öffentlichkeit rückte: Zum einen die Einzelfall-Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes wegen eines Kreuzes im Eingangsbereich einer staatlichen Schule, wodurch die Religionsfreiheit verletzt würde, zum anderen, die Verantwortungslosigkeit gegenüber der Schöpfung. Immer wieder würden wir mit dem Kulturkampfthema „Kreuz in öffentlichen Gebäuden“ konfrontiert, führte der Erzbischof aus. Für ihn sei das Kreuz in der Öffentlichkeit das Zeichen, das uns an unsere menschliche Verantwortung Gott gegenüber erinnere und uns mahne, ihm in gelebter Toleranz und Menschenliebe nachzufolgen, so Gössl. Wenn das Kreuz aus der Öffentlichkeit ganz verbannt werde, werde es in der Gesellschaft nicht mehr, sondern weniger Toleranz und Menschlichkeit geben. Erzbischof Herwig bedankte sich bei allen Menschen, die sich für den Verbleib des Kreuzes in der Öffentlichkeit einsetzten. Im zweiten Teil seiner Predigt führte der Erzbischof aus, dass die gelebte Verantwortungslosigkeit gegenüber Gott direkt zur Verantwortungslosigkeit gegenüber dem Mitmenschen und gegenüber der Schöpfung führe. „Ich möchte mir nicht vorstellen, in welchen Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung wir gleiten, wenn die Verantwortung vor Gott immer mehr aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet. Dann hätten die Schwächeren keine Stimme mehr: nicht die Ungeborenen und nicht die pflegebedürftigen Alten; nicht die psychisch Kranken und auch nicht die sozial Schwachen; nicht die Menschen, die sich aufgrund von Krieg und Verfolgung auf die Flucht begeben, und auch nicht die Natur, die gewissenlos ausgebeutet und zerstört wird.“
Im Anschluss an den Gottesdienst bedankte sich der Komtureikanzler bei Erzbischof Herwig für seinen Mut, Probleme in Politik und Gesellschaft deutlich anzusprechen.
Der Ausklang fand, wie in Bierfranken üblich, in dem Innenhof eines Bamberger Gasthofes bei Bier und Schäufele statt.
Jörg Steinhoff FamOT
Komtureikanzler